Seit 2021 setzen die Fiorino Kitas mit dem Ansatz der «offenen Arbeit» auf eine einzigartige Methode, die nicht nur die klassischen Strukturen aufbricht, sondern auch eine ganzheitliche Entfaltung der Persönlichkeit jedes Kindes fördert. Gemeinsam mit Martina Siegfried, Kitaleiterin in Wabern, werfen wir einen Blick auf die Grundlagen dieses pädagogischen Ansatzes und sprechen über ihre Erfahrungen und Beobachtungen nach zwei Jahren der Umsetzung.
Selbstbestimmtes Handeln
Die «offene Arbeit» stellt die herkömmliche Kitastruktur auf den Kopf. Statt fester Stammgruppen gibt es abwechslungsreiche Funktionsbereiche, die die unterschiedlichen Bedürfnisse und Interessen der Kinder ansprechen sollen. In jedem dieser Bereiche stehen andere Aspekte im Vordergrund, wie zum Beispiel Kreativität, bauen und konstruieren, bewegen und austoben, forschen und entdecken, musizieren oder Entspannung. Auf dem Tagesplan sehen die Kinder, welche Funktionsbereiche angeboten werden, welche Fachperson welchen Bereich betreut und wie viele Kinder Platz haben. Sie haben die Möglichkeit auszuwählen, in welchem Bereich bzw. bei welcher Bezugsperson sie sich aufhalten möchten. «Die Kinder dürfen eigenständige Entscheidungen treffen und ihren Kitatag nach ihren Interessen gestalten. Der Ansatz setzt auf die Idee, dass Kinder am besten lernen, wenn sie aktiv die Welt um sich herum erforschen und dabei selbstbestimmt handeln können», erklärt Martina.
Abwechslungsreiche Tage
Die «offene Arbeit» verlangt eine flexible Herangehensweise von den Betreuungspersonen. Der Alltag ist nicht mehr streng durchstrukturiert, sondern richtet sich nach den Bedürfnissen und Wünschen der Kinder. Diese Flexibilität erfordert eine klare Kommunikation unter den Betreuungspersonen und eine individuelle Anpassung an die jeweiligen Situationen. «Gleichzeitig führt dies zu sehr abwechslungsreichen und spannenden Tagen, die nicht nur den Kindern, sondern auch den Betreuungspersonen viel Freude bringen», führt Martina begeistert aus.
Unterstützung für schüchterne Kinder
Ein besonderer Aspekt der «offenen Arbeit» ist die Möglichkeit für schüchterne und introvertierte Kinder, sich zu entfalten. Zu Beginn benötigen sie möglicherweise Unterstützung von den Fachkräften, um ihre Bedürfnisse auszudrücken. Doch durch diese Stärkung gewinnen sie schnell an Selbstvertrauen und integrieren sich selbstbewusst in die neuen Umgebungen. Die «offene Arbeit» schafft somit nicht nur eine inklusive Lernumgebung, sondern fördert auch die soziale Entwicklung der Kinder.
Klare Rahmenbedingungen
Trotz der Offenheit des Konzepts ist es wichtig zu betonen, dass die «offene Arbeit» keinen Freifahrtschein für die Kinder darstellt. Die pädagogischen Fachkräfte setzen klare Rahmenbedingungen, innerhalb derer die Kinder sich nach ihren individuellen Bedürfnissen und Entwicklungsständen entfalten können. Diese Herangehensweise vermittelt den Kindern Verantwortungsbewusstsein und fördert ihre Fähigkeit, innerhalb von Grenzen eigenständig zu handeln.
Die «offene Arbeit» der Fiorino Kitas zeigt, wie wichtig es ist, traditionelle pädagogische Ansätze zu überdenken und neue Wege zu beschreiten. Indem sie die Autonomie und die individuellen Bedürfnisse der Kinder in den Mittelpunkt stellen, schaffen sie eine inspirierende Umgebung, in der jedes Kind die Möglichkeit hat, sich in seiner eigenen Einzigartigkeit zu entfalten.
Conny Lang