Generationen verbinden – trotz Corona

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Die Vorfreude war gross; das Generationenprojekt mit dem Pflegeheim Heiligkreuz befand sich in den Startlöchern – und ein Virus begann, unseren Alltag umzukrempeln. Das war vor rund einem Jahr. Kleinbeigeben wollten wir nicht. Es musste Wege geben, die Generationen zu verbinden, jenseits der geplanten Zusammenkünfte und gemeinsamen Aktivitäten. Jetzt erst recht.

 

Also überlegten uns, was mit entsprechenden Vorkehrungen möglich ist. Als erstes setzten wir uns mit den teilnehmenden Kindern hin und schrieben Briefe ins Pflegeheim, um auf diese Weise Kontakt mit den fünf am Projekt teilnehmenden Bewohnerinnen aufzunehmen. «Und? Isch scho en Brief cho?» ist seither eine häufig gestellte Frage, sagt Leonie Züst, Fachfrau Betreuung. Sie hat das Projekt initiiert und plant im stetigen Austausch mit dem Pflegeheim immer wieder kleinere Aktionen. Gemeinsame Erlebnisse auf Distanz schaffen, ist das Ziel.

 

Endlich sind sie da, die Briefe von den Freundinnen aus dem Pflegeheim.

 

Das gelingt zum Beispiel, indem sich die Kinder mit selbstgemachten Plakaten vor dem Fenster der Bewohnerinnen versammeln, ihnen zuwinken und ein Lied singen. Letzteres ist im Pflegeheim – wie auch anderswo – aufgrund der Situation nicht mehr erlaubt. Eine schmale Fensteröffnung ermöglicht auch ein wenig Konversation. Sie ist nicht ganz einfach; die Barriere setzt ein gutes Hörvermögen voraus. Eine Alternative für Gespräche bieten digitale Programme. Auch «Büechli» erzählen ist so möglich. Die Kinder hören von einer Bewohnerin via Zoom die Geschichte des Regenbogenfisches.

 

 

Vor dem ersten Treffen posieren die Kinder mit ihren selbstgemachten Plakaten im Fiorino Garten.

 

Die Kinder interessieren sich sehr für ihre Brieffreundinnen. Wenn eine Bewohnerin schreibt, sie möge Kunst, will das Kind wissen, was für ein Bild in ihrem Zimmer an der Wand hänge. Die Freude an den entstandenen Freundschaften ist spürbar; ein Besuch vor Ort wird sehnlichst erwartet.  «Wenn kann i döt ane go spiele go?» hört Leonie oft. Die positiven Effekte sind trotz Einschränkungen spürbar. «Das Projekt fördert die Empathie und Hilfsbereitschaft der Kinder. Sie bemerken, dass sie selbstwirksam handeln können. Das macht sie stolz», sagt Leonie. Zudem entwickeln sie ein Bewusstsein für ältere und betagte Menschen und differenzieren so ihr Altersbild. Wenn die Bewohnerinnen aus ihrem Leben erzählen, erweitert das den Horizont der Kinder. Umgekehrt verhält es sich ähnlich: Die Bewohnerinnen finden Zugang zu jüngeren Menschen und haben eine Aufgabe. Der Austausch schafft auf beiden Seiten Verständnis und setzt einen Lernprozess in Gange.

 

Die Bewohnerinnen erzählen den Kindern den "Rägebogefisch" über Zoom.

 

Über unser Generationenprojekt berichten wir auch auf www.intergeneration.ch, der Plattform der Schweizerischen Gemeinnützigen Gesellschaft, die sich für den Generationenaustausch starkmacht.


Sarina Neuhauser

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